Nachdem der Kongress der Vampyre die letzten drei Jahre auf Schloss Heinrichshorst stattfand, wurde der Vampyrkongress 2016 zum ersten Mal auf Schloss Lohm veranstaltet. Dieser Tagungsortwechsel hatte den Vorteil, dass mehr Kapazitäten vorhanden waren und somit mehr Vampyre, rote und schwarze Schwäne sowie Therians und Otherkin dem Ruf folgten.
Auch wenn wie auf Heinrichshorst der mobile Internetempfang nicht so gut war – zum Glück gab es WLAN – und damit das gerade erst eine Woche zuvor erschienene Pokémon Go nicht so gut spielbar war – ja, auch wenn einige das nicht hören wollen: Aber auch Vampyre sind nur Menschen und spielen gerne – ließen sich unsere Real-Life Vampire die Laune nicht verderben. Schließlich waren sie ja wegen des Treffens mit Gleichgesinnten und nicht zum Spielen da.
Der Kongress gliederte sich in mehrere Teile. So gab es Vorträge und Workshops zu verschiedenen Themen und auch ein interessantes Rundum-Programm.
Vortrag über das Erwachen
Das Erwachen eines Vampyrs, also der unbestimmte Zeitraum, in dem sich eine Person über ihre vampyrische Identität klar wird, ist von fünf Phasen geprägt. Diese ähneln interessanterweise den fünf Phasen von durch Krankheit dem Tod geweihten Menschen: Recherche – Skepsis – Euphorie – Desillusion – Akzeptanz. In dem Vortrag wurden diese Phasen detailliert dargestellt und anschließend über den Inhalt diskutiert.
Vortrag Utensilien und Spendeworkshop
In diesem Vortrag wurden einige Utensilien wie Lanzetten, Skalpelle, diverse Nadeln etc. zur vampyrischen Blutspende mit allen Vor- und Nachteilen vorgestellt. Auch das Beißen wurde bewertet. Diesem Vortrag war ein Blutspendeworkshop nachgestellt, bei dem unter Anleitung der Umgang mit den verschiedenen Nadeltypen gelehrt wurde. Nein, es wurde nicht getrunken, auch wenn in einem Fall ein wenig viel Blut floss.
Der interessierte Leser wird nun sicher an dieser Stelle fragen, ob denn auf einem Vampyr-Kongress überhaupt Blut getrunken wurde. Ich beantworte die Frage mit dem Zitat eines Gastes: „Es gibt keine Blutorgien!“
Vortrag über die Psyche von Vampyren
In dem Vortrag über die vampyrische Psyche wurde erklärt, welche Synonyme für die Selbstbeschreibungen einige Vampyre gerne wählen und auf welche psychologisch auffälligen Anteile wie z.B. Narzissmus der Beobachter schlussfolgern kann.
Eine wichtige Quintessenz ist, dass der vampyrische Anteil „nur“ eine psychologische Identität, aber keine Krankheit an sich darstellt. Die Symptome machen eine Störung bzw. eine Krankheit aus, also ob und wie sehr diese z.B. das normale Leben im zwischenmenschlichen Bereich und der Arbeit stören. Auch der individuelle Leidensdruck spielt dabei eine Rolle.
Vortag über Energie und Workshop Energiearbeit
Im Energie-Vortrag wurden die sieben Chakren erläutert und dabei auf deren Sitz, Bedeutung und den Energiefluß eingegangen. Eine esoterische Theorie, die dabei aufkam, war, dass einem Vampyr aufgrund eines Defektes eines oder mehrerer Chakren, Energie fehle, die er durch den passenden Donor ausgleichen könne, welcher in diesem Chakra einen Überfluss hätte. Blut wäre in dem Fall ein Energieträger. Dies würde zum Gefäß-Vergleich passen, den ein Vampyr im Interview machte.
Im späteren Workshop für Energiearbeit wurde das theoretische Wissen durch ein paar Übungen vertieft.
Vortrag über Vampirmorde
Hier wurden mehrere Mordfälle rund um „Vampire“ dargestellt und beleuchtet. Hier verwende ich extra die Anführungszeichen, da Polizei und Presse, wenn das Thema Blut in Verbindung mit einer Person aus der Grufti-Szene auftaucht, sofort auf einen Vampirritualmord mit satanistischem Hintergrund schließen. Von den hier berichteten Fällen wurde allerdings nur wirklich einer von einem Real-Life-Vampir begangen, dort hatte es allerdings einen satanistischen Hintergrund. In den meisten der hier beschriebenen Mordfälle waren die „Vampire“ die Opfer.
Vortrag über die vampyrische Identität
Bei diesem Vortrag ging es um das komplexe Thema der vampyrischen Identität und beinhaltet einen kurzen Überblick über die Geschichte und Symbole des mordernen Vampirismus und wie bestimmte Strömungen und verwandte Subkulturen diesen beinflussten. Auch über die vampyrischen Identifikationsgruppe wurde gesprochen.
Massage-Workshop
Im gut besuchten Massage-Workshop gab es zuerst sehr viel Theorie über verschiedene Muskeln. Der Satz „Ihr müsst euch das nicht alles merken!“ brachte dabei die Teilnehmer zum Schmunzeln, da es wirklich sehr viel Stoff war. Weniger Stoff hatten die Teilnehmer an, als es an die Belohnung für den Theorieblock gab und in Partnerübungen mit einer sogenannten heißen Rolle massiert wurde. Dass der Workshop ein wenig die Zeit überzog verwundert nicht, genossen die Teilnehmer die Massagen doch sehr.
Bauchtanz-Workshop
Wie der Name schon sagt, ging es in diesem Workshop darum die Grundzüge von Bauchtanz zu lernen. Die Teilnehmer hatten auf jeden Fall eine Menge Spaß.
Das Programm drumherum
Neben den Vorträgen und Workshops gab es, wie oben schon erwähnt, ein tolles Rundum-Programm. So gibt es auf Lohm einen Saunabereich, der ausgiebig genutzt wurde. Einige kühlten sich nicht nur in der Sauna, sondern auch draußen ab. Eine nicht saunierende Person kam verwirrt aus der Dunkelheit draußen in die Sauna: „Ihr müsst mir mal helfen, ich traue meiner Wahrnehmung gerade nicht: Kann es sein, dass ich draußen eben zwei Nackte über die Wiese laufen gesehen habe, die Flugzeug spielten?“
Da Vampyre aber von Blut und Flausch alleine nicht leben können, kam natürlich auch die Nahrungsversorgung nicht zu kurz. Neben ausgiebigen Frühstücken und Zwischenmahlzeiten wurde an zwei Abenden gegrillt und es gab einmal ein riesiges Buffet. An einem Lagerfeuer wurden Stockbrot und Marshmallows zubereitet, wenn denn noch jemand Hunger hatte.
Bei so viel Nahrung durfte auch der morgendliche Frühsport natürliche nicht fehlen. Und so standen neben Rückenübungen und Tai Chi auch ein Lauftraining auf dem Programm, wenn auch alles nicht so regelmäßig wie ursprünglich geplant.
Dieses Sportprogramm stellte auch sicher, dass die Teilnehmer beim Fotoshooting noch in ihre mehr oder weniger viktorianische aber auf jeden Fall festliche Kleidung passten. Es wurden viele Fotos gemacht, da jeder irgendwelche Ideen hatte und jeder am liebsten mit fast jedem auf einem Foto verewigt werden wollte. Bei einer Fotoidee – unschuldiges Mädchen in weißem Kleid mit einem langen, scharfen Messer – kam auch Kunstblut zum Einsatz – ich hoffe jedenfalls, dass es Kunstblut war 😉
Fangs
Wer noch keine Fangs hatte oder sich neue machen lassen wollte, konnte sich bei Chris von MyFangs, der für einen Nachmittag zu Besuch kam, Zahnabdrücke nehmen lassen und ihm seine Wünsche und Ideen für seine zukünftigen „dritten“ Zähne mitteilen. Zuvor erklärte Chris jeweils kleinen Gruppen die Vor- und Nachteile verschiedener Varianten mit verschiedenem Material. Auch ging er ein wenig auf die verschiedenen Arten der Anfertigung von Fangs ein.
Nach vier Nächten war der Spuk leider vorbei und die verbliebenen Teilnehmer verabschiedeten sich teilweise unter Tränen. Denn im Endeffekt war es ein großes Familientreffen. Wir sehen uns spätestens im nächsten Jahr wieder 🙂
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