Wie der Überschrift zu entnehmen ist, bin ich nun auch bei Mastodon zu finden. Das hat bei mir ein wenig gebraucht, weil ich es beim ersten Anlauf an einigen Stellen ein wenig unübersichtlich fand. Hauptproblem waren die verschiedenen möglichen Instanzen, aber dazu später mehr. Erst einmal eine Erklärung: Was ist Mastodon?
Was ist Mastodon?
Mastodon funktioniert größtenteils wie Twitter, ist allerdings dezentral. D.h. es existieren mehrere Mastodon-Instanzen, auf jeweils einem eigenen Server. Die einzelnen Mastodon-Instanzen können sich dabei gegenseitig sehen. Also „Tröts“ – wie die deutsche Tweet-Entsprechung auf Mastodon genannt werden – können auch von Nutzern auf den anderen Instanzen gesehen bzw. gelesen werden. Die englische Tweet-Entsprechung ist übrigens „Toot“.
Die Mastodon-benutzende Person kann dabei anderen Personen wie auf Twitter folgen – egal auf welcher Instanz sich diese befinden. Wichtig dabei ist, dass das Server-Handle zum Personen-Handle mit angegeben wird. In meinem Fall ist das aktuell @Shadowelf@Rollenspiel.social
Features bzw. Vorteile von Mastodon
Der größte Vorteil von Mastodon ist die Dezentralität. Es hat also nicht eine einzige Person oder Personengruppe die Oberhoheit und kann Nutzer aussperren bzw. nur von ihrer Instanz. Die Instanzen sind dabei oft thematisch oder regional geprägt. Jeder kann sich also seine „Grund-Bubble“ suchen. Wobei, wie schon geschrieben, jedem überall gefolgt werden kann, wenn die Person das zulässt. Weiterhin wurden in Mastodon einige Features entwickelt, die bei Twitter bisher fehlen:
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Integrierte Inhaltswarnung
Muss bei Twitter eine „Content-Warning“ per Hand gekennzeichnet werden – hier werden die Buchstaben „CW“ vorweg mit entsprechendem Inhalts-Text geschrieben – kann bei Mastodon auf den Inhaltswarnungs-button geklickt und ein entsprechender Text eingegeben werden. Der Inhalt des Toots ist dann auch erst sichtbar, wenn eine Person sich den Inhalt aktiv anzeigen lässt.
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Kennzeichnung von NSFW-Medien
Verwandt mit der Inhaltswarnung ist die mögliche Kennzeichnung hochgeladener Medien als NSFW. Auch diese werden erst angezeigt, nachdem der Benutzer dies durch einen Klick bestätigt hat.
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Sichtbarkeitsstufen
Für Toots können Sichtbarkeitsstufen eingestellt werden. Dabei kann entschieden werden, ob die Toots allen angezeigt werden, ob sie nicht gelistet werden d.h. oder ob sie nur für einem folgende Personen, sichtbar sind. Auch kann ein Toot nur für Personen sichtbar sein, die erwähnt werden, was einer DM auf Twitter entspricht. So ist es möglich, dass bei Mastodon das „Twitter ist kein Chat“-Syndrom vermieden werden kann.
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Instanzeigene Emojis
Besitzer einer Mastodon-Instanz können eigene Emojis integrieren. Abgesehen davon, dass das den Nutzern mehr Spaß geben kann, können die Instanzen sich so individueller gestalten.
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Potentiell höheres Zeichenlimit
Wurde das Zeichenlimit auf Twitter damals™ von 140 auf 240 erhöht, ist das Zeichenlimit auf den meisten Mastodon-Servern bei 500 Zeichen. Damit können längere Texte geschrieben und müssen nicht unbedingt gestückelt werden. Die hohe Zeichenzahl muss natürlich nicht als Vorteil angesehen werden 😄
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Notizen zu Accounts
Es ist möglich auf Mastodon private Notizen zu einem Account zu hinterlegen. Ich weiß nicht, ob sich jemand bei Twitter die Mühe gemacht hat, in einer externen Datei Daten zu einem Account zu sammeln. Aber wenn jemand Informationen zu einem Account speichern möchte, dann ist dies nun einfacher.
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Toots editieren
War es lange Zeit ein gewünschtes, aber bisher nicht umgesetztes Feature auf Twitter einen Tweet editieren zu können, gibt es auf Mastodon eine ähnliche Funktion. Diese nennt sich „Löschen und neu erstellen“ dabei wird der alte Toot gelöscht und ersetzt. Allerdings werden Antworten, die schon erfolgt sind, dort nicht angeheftet. Genauso gehen Boosts – das sind die Retweets – sowie Favorisierungen verloren. Also eigentlich lohnt es sich wirklich nur, wenn die „Editierung“ sofort erfolgt.
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Automatische Beitragslöschung
Einige Menschen löschen gerne alte Tweets, pardon Tröts. Dies ist bei Mastodon sogar automatisierbar. Es kann eingestellt werden, dass Tröts nach einer bestimmten Anzahl an Tagen automatisch gelöscht wrden.
Nachteile von Mastodon
Der größte Vorteil von Mastodon ist gleichzeitig auch sein Nachteil: Durch die Dezentralität ergeben sich einige Probleme oder auch „Probleme“. Es gibt mehrere Besitzer, nämlich die der verschiedenen Instanzen. Den Mastodon-Instanzen kann nicht immer gleich angesehen werden, was für einem Menschentyp bzw. welcher Personengruppe der Server gehört. So kann eine Mastodon-Instanz auch von einer extremen Gruppe besessen und auch betrieben werden. Also gerade die Sorge, die einige Nutzer nach dem Kauf von Twitter durch Elon Musk hatte, dass extreme Gruppen ein besseres Sprachrohr bekommen, weil eine zentrale Kontrolle fehlt.
Ein weiterer Nachteil der Dezentralität war für mich die Einstiegshürde. Welchen Server sollte ich wählen. Ist dort ein bestimmtes Thema Bedingung. Welche Konsequenzen hat die Wahl der Instanz? Die gute Nachricht: Eine Instanz kann später immer wieder gewechselt werden. Die Beiträge und Follower werden behalten.
Ein Handle kann aufgrund der verschiedenen Instanzen mehrfach vorkommen, was ggf. zum Identitätsdiebstahl bzw. in die Irre geleitet werden führen könnte. Ich hoffe, dass sich auf Mastodon erst einmal nur nette Leute tummeln, aber wie bei allem ist das wohl leider nur eine Frage der Zeit.
Noch keine Stufen für Antwortmöglichkeiten wie bei Twitter. Bei Twitter ist es bisher möglich einzuschränken, welche Person auf einen Tweet antworten kann.
Crosspostingtool für Twitter und Mastodon
Um nicht immer per Hand Tweets bzw. Toots zweimal schreiben zu müssen, gibt es auch schon Tools. Ich habe mich dem Tool Moa.party bedient, das sehr komfortabel ist. Es kann entschieden werden, welche Tweets oder Toots auf die jeweils andere App in welchem Zustand repliziert werden. Z.B. können Retweets ausgenommen werden und die Tweets als nicht-gelisteter Tröt zu Mastodon gelangen.
Fazit
Konkurrenz belebt das Geschäft und ich hoffe, dass Twitter einige der Ideen übernimmt. Genauso wie ich hoffe, dass Twitter sich nicht weiter in die negative Richtung entwickelt, wie einige nach dem Verkauf an Elon Musk befürchten.
Die Möglichkeiten des Cross-Postings führen dazu, dass ich beide Social-Media-Plattformen auch gut parallel bedienen kann. Wie sich meine Mastodon-Erfahrungen weiter entwickeln, kann ich dann vielleicht am Jahresende sagen 🙂
Wie sind eure Erfahrungen mit Mastodon bzw. auch Twitter. Gibt es ein Tool, dass ihr bevorzugt? Seht ihr weitere Vor- und Nachteile von Mastodon? Schreibt es gerne in die Kommentare, wie ein Youtuber sagen würde 🙂
Mastodon und die Instanz troet.cafe auf die es mich cerschlagen hat, erlebe ich bisher als sehr entspannend im Vergleich zum blauen Vogel. Es scheint doch eine andere Kultur der Kommunikation und des Umgangs miteinander vor zu herschen, was in den letzten Jahren bei ja sehr gelitten hat.
Ich hab mich da jetzt mal häuslich eingerichtet und bleibe mit meinem Freuwesen Account sicher länger im troet.cafe.
Ja, wir haben uns ja auch schon gefunden 🙂
Ich finde es bisher auch recht angenehm in der Kommunikation 🙂
Großes Plus: Mich gibt’s da auch!
@SunDancer@metalhead.club
Großes Minus: Bin auch schon da!
Außerdem: viele Instanzen sind „thematisiert“. Die user dort haben also Schwerpunkte. Wie eben metal.club („meine“ Instanz) Musik. So können viele Gruppen ihre eigenen Safe Spaces/Bubbles haben ohne vom Großen Ganzen abgehängt zu sein.
Danke. Habe ich gleich einmal ergänzt also die Schwerpunkte/Bubbles 🙂