Das Mittelalterliche Phantasie Spectaculum kurz MPS ist eine Art Mittelaltermarkt. Die Formulierung „Art“ ist deswegen gewählt, weil das MPS kein strenges Mittelalterzusammenkommen ist, sondern auch viele Phantasieelemente enthält. Strenge Mittelalterdarsteller sind hier also fehl am Platze.
Der Ablauf und die kleinen Events
Der Ablauf des Spectaculums ist immer recht ähnlich. Auch kann davon ausgegangen werden, dass jedes Jahr die gleichen Bands auftreten sowie die gleichen Personen auf dem Markt zu finden sind. Dies ist jedoch alles andere als langweilig. Da so viel angeboten wird, schafft der Besucher es sowieso nicht alle Möglichkeiten an einem Tag wahrzunehmen.
Eröffnung des Spectaculums
Das Specatulum wird täglich durch Bruder Rectus und den Tod eröffnet und die Besucher willkommen geheißen.
Bruder Rectus Märchenstunde
Auch wenn der Name es suggeriert, ist die Märchenstunde nicht unbedingt für Kinder geeignet. Es wird ein bekanntes Märchen durch Bruder Rectus, den Tod und den hässlichen Hans frei interpretiert. Dabei werden sowohl aktuelle Geschehnisse aus Gesellschaft und Politik aufgegriffen und persifliert sowie das Publikum mit eingebunden.
Das Bruchenballturnier
Das Bruchenballturnier darf natürlich nicht fehlen. Was ist Bruchenball? Es treten zwei Teams bestehend aus jeweils vier Mitgliedern an, die versuchen einen großen schwereren „Ball“ in Form eines Sackes auf einen Punkt im gegnerischen Spielfeld zu transportieren. Dabei sind die Teilnehmer nur mit dem Nötigsten bekleidet. Bei den Männern ist das einzige Kleidungsstück eine kurze Hose, die sogenannte Bruche. Genau daher hat das Turnier seinen Namen. Frauen sind mit mehr Kleidungsstücken bedeckt – nur für den Fall, dass einige Herren der Schöpfung hier nun Hoffnung hatten. Die Regeln sind ansonsten sehr einfach: Es ist fast alles erlaubt, was den anderen nicht verletzt oder gefährdet. Spucken ist allerdings definitiv verboten. Das ganze wird von den auch hier anwesenden Herren Tod und Bruder Rectus überwacht und kommentiert.
Das Ritterturnier
Ein Ritterturnier darf natürlich nicht fehlen. Die Story wird inzwischen auch immer mal wieder abgewandelt, so dass jedes Jahr geschaut werden kann ohne den Gedanken zu bekommen „Das hatten wir doch schon mal!“. Hier werden sowohl Schaukämpfe per Pferd ausgetragen, als auch mit dem Pferden Kunststücke vollführt. Eine sehr beachtliche Leistung von den Pferden und den Reitern. Sehr zu empfehlen ist auch die Nachtfeuershow der Ritter, bei der neben einer gruseligen Story auch Feuereffekte zum Einsatz kommen. Apropos Feuer.
Das Feuerspektakel
Am fortgeschrittenen Abend gibt es neben den Nachtkonzerten und der Nachtfeuershow der Ritter auch das Feuerspektakel. Hier treten diverse Gruppen auf. Die Kombination, die ich die letzten ja am häufigsten gesehen habe war folgende: Eine Choreographie des Stelzentheaters „Feuervögel“ gefolgt von einem Gauklerduo. Den Abschluss bildete die Gruppe „Danse Infernale“.
Fechtkampfgruppe Fictum
Die tschechiche Fechtkampfgruppe Fictum darf natürlich auch nicht fehlen. Wie dem Namen zu entnehmen ist, geht es hierbei um Kämpfen. Allerdings mit schwereren Waffen als der Name vermuten lässt. In mehreren Showkämpfen wird der Kampf mit alten Waffen präsentiert. Dabei kommen neben dem klassischen Schwert auch der Morgenstern zum Einsatz.
Heerlagerumzüge – Pestumzug
Die Heerlager – das sind die Leute, die in mittelalterlichen Zelten auf dem Gelände übernachten und leben – präsentieren sich einmal pro Tag mit dem „großen Umzug der Heerlager“. Dabei zeigen sie ihre Banner. Bruder Rectus ist auch dabei gezogen in einem Wagen. Am Abend gibt es noch den Pestumzug, der auch sehr beeindruckend war. Als ich ihm das erste Mal zusah, standen zufällig neben mir Leute, die sich geißelten und um Gnade für ihre Sünden flehten ^^
Nachts auf dem MPS
Ich habe ja schon die Feuershow, den Pestumzug und die Mitternachtskonzerte erwähnt. Ich muss aber zusätzlich darauf hinweisen, dass viele Feuerstellen entzündet werden, wenn es dunkel wird. Die Stimmung, die sich bei den vielen Lagerfeuern breit macht, muss man einfach erlebt haben. Nebenbei wärmen die Feuer einen sehr gut für den Fall, dass die Nächte kälter als erwartet sind.
Die Personen
Neben den Mitgliedern der noch weiter unten vorgestellten Bands können bestimmte auffällige Einzelpersonen auf den Märkten wiedergefunden werden.
Bruder Rectus
Bruder Rectus ist das Herz und die Seele des MPS. Wenn auch nicht ganz so gottesfürchtig, wie er manchmal zu vermitteln versucht. Er moderiert viele der Veranstaltungen und ist auch so oft auf dem Gelände zugegen.
Der Tod
Genau wie Bruder Rectus ist der Tod nicht mehr vom Spectaculum wegzudenken. Hatten wir uns den Tod sicherlich immer als sehr schweigsam vorgestellt, werden wir durch dieses Exemplar eines besseren belehrt. Wie Bruder Rectus moderiert er viele Veranstaltungen und ist auch oft auf dem Gelände zu finden.
Der hässliche Hans
Der hässliche Hans ist ein Bettler, der wie die beiden vorher genannten Bruder Rectus und Tod mehrere Veranstaltungen moderiert und auch auf dem Gelände umherzieht.
Das Stelzentheater „Feuervögel“
Das Stelzentheater Feuervögel ist schon seit Urzeiten auf dem MPS zu finden. Dabei haben sich ihre Kostüme und ihre Funktion immer mehr geändert. Waren sie zuerst nur auf dem Gelände unterwegs, wurden sie ein fester Bestandteil der abendlichen Feuershow.
Gisi
Gisi ist der Besitzer und Organisator der deutschlandweiten MPS-Veranstaltungen. Ihn erkennt ihr oft an seinen drei vierpfotigen Begleitern. Er ist des Öfteren auf dem Gelände zu sehen, wie er nach dem Rechten schaut.
Natix
Natix ist einigen Hamburgern vielleicht aus dem „Zum tanzenden Einhorn“ bekannt oder auf der Nordcon begegnet. Natix fertig in der Manufaktur Natix Handketten und weiteren Schmuck an. Schaut doch mal vorbei.
Weitere Personen
Auch weitere aus Film und Fernsehen bekannte Personen wie Gandalf oder der Hexenkönig von Angmar sind auf dem MPS zu finden. Dazu natürlich auch viele Orks, andere Monster und und und…
Die Bands auf dem MPS
Ich werde hier einige Bands aufführen, die einfach zum MPS dazugehören. Dabei ist die Liste definitiv nicht vollständig. Ggf. werde ich sie nach und nach ergänzen. Ich kann euch auf jeden Fall die Nachtkonzerte auf dem MPS ans Herz legen.
Saltatio Mortis
Wenn es eine Band gibt, die stark mit dem MPS verbunden ist, dann ist es Saltatio Mortis. Die Band um Sänger Alea ist auf jedem Spectaculum mit mehreren Konzerten anzutreffen.
Versengold
Versengold habe ich leider erst seit letzem Jahr so richtig auf dem Schirm und ärgere mich schon, dass ich sie früher noch nicht so wahrgenommen habe. Ich empfehle jedem von euch, sie euch anzusehen. Solider Mittelalterrock.
Metusa
Metusa habe ich auch schon öfter auf dem MPS gesehen und neben mit größeren Wechseln in der Bandzusammensetzung ist mir auch Stilwechsel aufgefallen von zuerst einer reinen Mittelalterband zu nun eher Unterhaltungsband, die viel covert.
Mr. Hurley und die Pulveraffen
Die Piratenband die Pulveraffen sind auch von keinem MPS mehr wegzudenken. Neben allgemeinen Piratenthemen bedienen sie sich auch an Elementen aus der Gamerkultur. Ihr Lied Booty Island z. B. ist von der gleichnamigen Insel aus dem Spiel Monkey Island inspiriert. Auch Coverversionen von aus dem Radio bekannten Liedern wie „Ich und mein Holz“ oder „In the Navy“ („Komm zur Marine“) sind dabei zu finden. Dass die Stimmung super ist, erkennt der Spectaculum-Besucher am mittanzenden Publikum und der immer vorkommenden Polonaise-Bildung.
Knasterbart
Knasterbart ist eine Band, die aus einigen Mitgliedern von Versengold und den Pulveraffen sowie weiteren Musikern besteht. Also dürfte es nicht verwundern, wenn diese Band zufälligweise genau an den Tagen auftritt, an dem auch die anderen beiden Bands auftreteten. Auch hier eine absolute Anhörempfehlung!
Gewandung
Viele Besucher nutzen die Gelgenheit und verkleiden sich. D.h. sie kommen in Gewandung verschiedenster Art. Sowohl Mittelalter, als auch Renaissance, Steampunk, Piraten ja sogar Mangafiguren wurden schon gesichtet. Dabei tragen einige auch ihre Selbstanfertigungen aus unterschiedlichsten Stoffen und Materialien und führen z. B. ihr selbstangefertigten Rüstungen und Waffen aus Worbla oder andere Kostüme vor. Auch aufwändigere Konstruktionen wie riesige Dementoren-artige Kostüme oder Reittiere sowie Steampunkmaschinen wurden schon gesichtet.Allerdings gibt es für gewandete Personen keine Vergünstigung oder einen vergünstigten Eintritt, aber viele machen sich trotzdem die Mühe wegen der Stimmung. Und ich finde, dass echt toll.
Das MPS Rastede
Das MPS Rastede findet nahe meiner Heimatstadt Oldenburg statt und so sollte es niemanden verwundern, dass ich hier schon sehr oft war 🙂 Der Aufbau ähnelt einem großen Ring aus Buden, in dessen Mitte die Heerlager und einige Bühnen zu finden sind. Traditionell beginnt das MPS Rastede am Himmelfahrtsdonnerstag und dauert bis zum darauffolgenden Sonntag, also vier Tage. Also gut geeignet für Leute, die für ein langes Wochenende dem tristen Alltag entfliehen und stattdessen mittelalterlich zelten wollen. Ich selber war allerdings bisher nur Tagesgast.
Das MPS Öjendorf – Das große Ö
Das MPS Öjendorf, das auch das große Ö genannt wird, ist das große MPS in Hamburg, das am ersten Wochenende im September stattfindet. Es ist um einige größer als das schon große MPS in Rastede. Die Aufbauform kann ich hier gar nicht so gut beschreiben. Aber auch hier ist die Stimmung einfach gut. Umso schlimmer vielleicht die Wahrscheinlichkeit, dass 2018 das letzte MPS Öjendorf sein wird. Dazu weiter unten mehr.
Vergleich mit anderen Mittelaltermärkten
Es gibt auch viele andere Mittelaltermärkte in Deutschland, aber das Spectaculum wird seinem Namen gerecht. Es ist nicht nur ein Mittelaltermarkt sondern ein Erlebnis und eine gute Flucht aus dem Alltag.
Eintrittspreise
Die Kosten sind ein Thema, bei dem sich die Geister spalten. Einigen ist das Spectaculum zu teuer. Mit Preisen mit bis zum 50 € an der Tageskasse (Öjendorf Samstag) teilweise verständlich. Deswegen an dieser Stelle schon meine Empfehlung: Im Vorverkauf können schon 10-15 Euro gespart werden. Wem das noch immer zu teuer ist, dem kann ich entgegen halten, dass viel geboten wird. Ich verstehe das nur dann noch, wenn jemand keine der Bands mag und ansehen möchte. Denn ein einzelnes Konzert kostet auch schon gut mal 30 Euro aufwärts. Dazu darf nicht vergessen werden, dass bisher auch immer Getränke und etwas zu essen mitgenommen werden konnte. Es ist niemand gezwungen das besondere, leckere Essen dort zu kaufen ^^
Die Zukunft des MPS
Ein Grund, wieso ich über das MPS schreibe ist, dass sich ab 2019 eine gravierende Veränderung ergibt. Gisi der Organisator des MPS tritt kürzer und wird deswegen einige Orte auf- bzw. abgeben. Wie so ein MPS dann bei einem neuen Veranstalter ist, ist dann die Frage. Abgesehen davon musste in der Vergangenheit sowieso schon immer wieder gebangt werden, ob das MPS Öjendorf überhaupt statt finden kann, da übereifrige Behörden da wohl gerne einen Riegel vorschieben möchten. Es gibt sogar eine Petition zur Erhaltung des MPS Öjendorf – ich bin bei Onlinepetitionen jedoch meistens skeptisch, was ihre Wirkung angeht, sofern es nicht eine offizielle Quelle ist.
Deswegen hier noch eine kurze Anregung an euch, so ein MPS in eurer Nähe zu besuchen, bevor es ganz anders aussieht oder überhaupt nicht mehr stattfindet 🙂
Wart ihr schon mal auf einem MPS? Was hat euch gefallen, was ich ggf. noch gar nicht erwähnt habe? Habt ihr noch Anregungen und Anmerkungen?
5 Gedanken zu „MPS – Das Mittelalterliche Phantasie Spectaculum“