Ich bin seit langer Zeit ein Fan der Ultima-Reihe. Und umso erfreuter war ich, als ich erfuhr, dass der Schöpfer der Reihe, Richard Garriott aka Lord British, ein neues Spiel plante. Die Finanzierung dieses Spiels mit dem Namen „Shroud of the Avatar: Forsaken Virtues“ wurde über Kickstarter realisiert und ich backte natürlich sofort das Spiel. Das war 2014 und letzte Woche war das Spiel dann „fertig“ und verließ die Alpha-Phase.
Erster Eindruck
Um das schon mal vorweg zu nehmen: Der erste Eindruck des Spieles war eher durchwachsen. Ich hatte das Gefühl, dass es sich noch immer in der Alpha-Phase befand. In diesem Kurzbericht werde hier auch nur auf einige Punkte eingehen, die mir aufgefallen sind. Das Crafting-System und weitere tiefere Spielmechaniken habe ich mir noch nicht angesehen.
Es ist nicht Ultima
Einem Spieler muss bewusst sein, dass Shroud of the Avatar kein Ultima ist, auch wenn der Spieler teilweise mit Avatar angesprochen wird. Es spielt in einer komplett anderen Welt. Also werden bekannte Orte aus Britannia wohl erst einmal nicht gefunden. Allerdings habe ich schon bekannte „Mechaniken“ gesehen. Eine erste Moongate, also Mondtür habe ich schon benutzt. Auch kommt bei der Charaktererschaffung das Tugenden-System zum Einsatz oder zumindest eine damit verwandte Version. Ich vermute mal, dass es aus rechtlichen Gründen eine neue Welt sein musste. Die Rechte werden wohl leider noch bei Electronic Arts liegen. Des Weiteren wird an einigen Stellen die schon aus Ultima bekannte Runenschrift verwendet.
Steuerung
Die Steuerung sehe ich als das große Manko an. Sowohl die Vorbelegung als auch die Möglichkeiten an sich. Es fiel mir sofort auf, dass mir nur erklärt wurde, wie ich nach vorne, hinten und zu den beiden Seiten laufen könne WASD. Das Drehen wurde gar nicht erwähnt, ich brauchte es allerdings sofort. Da dies nicht, wie ich es intuitiv versuchte, über die Maus funktionierte, fand ich es schließlich über die Steuerungseinstellungen raus. Für das Drehen waren die beiden Klammern „[“ und „]“ vorbelegt. Abgesehen davon, dass diese vielleicht auf einer amerikanischer Tastatur besser zu erreichen wären, bräuchte ich trotzdem eine weitere Hand, da ich mich ja beim Laufen drehen möchte und ggf. gleichzeitig mit der Maus mit der Umwelt interagieren möchte.
Überhaupt ist die Vorbelegung nicht intuitiv. Das Inventar lässt sich nicht etwa über „i“, sondern über „Strg + i“ öffnen. Dies ist vielleicht dem geschuldet, dass ein Entwickler mitdachte und es sich nicht bei Gesprächen mit Mitspielern öffnen sollte. Allerdings könnte dazu geprüft wurden, ob gerade in die Chatbox geschrieben wird. Gut alles zum Glück nachkonfigurierbar. Trotzdem hätte ich mir eine bessere Vorbelegung gewünscht.
Übersetzungen
Das Spiel kann auch auf Deutsch gespielt werden. Leider sind die Übersetzungen zum einen sehr unvollständig, so dass ich der Meinung bin, es in Zukunft lieber komplett auf Englisch zu spielen. Zum anderen sind einige Übersetzungen einfach nicht gut. Z. B. folgender Satz:“Würdet Ihr Liebe zeigen und ihn aufgeben lassen oder […]“. Ich habe nicht geprüft, ob die englische Vorlage vielleicht auch schlecht ist und wir allgemein über die geschriebenen Texte reden müssen. Da dieser Text der Charaktergenerierung entnommen ist, die an Ultima angelegt ist, wäre hier „Mitleid zeigen“ oder „Barmherzigkeit“ angebrachter. Mitleid bzw. je nach Übersetzung Barmherzigkeit ist in Ultima eine der acht Tugenden, welche in der Ultima-Charaktergenerierung „abgefragt“ werden. Diese basiert zwar auf dem dahinter stehenden Prinzip Liebe, aber es passt aber so überhaupt nicht in den Text.
Die Grafik und die Spielwelt
Die Grafik haut einen leider nicht vom Hocker und wirkt eher ein wenig alt für ein aktuelles Spiel. Interessant in Hinblick darauf, dass dafür bei der Charaktererstellung das Gesicht sehr genau modelliert werden kann. Auch die Spielwelt mochte mich bei einem kurzen Besuch noch nicht überzeugen. Aber gerade für die Bewertung von Letzterem müsste ich mich länger in der Welt aufhalten und viel mehr Orte besuchen.
Steam-Errungenschaften
Wie bei vielen Spielen, die auch über Steam gespielt werden können, gibt es auch Errungenschaften. Eine Gruppe dieser Errungenschaften erhält ein Spieler für eine bestimmte Anzahl an getöteten anderen Spielern. Ich hoffe, dass hiermit nicht das Player-Killing gefördert werden soll. Ich war noch nicht soweit im Spiel, um herauszufinden, wie außerhalb schützender Stadtmauern mit einem verfahren wird. Vielleicht wäre das Wording „besiegt“ hier besser. Ich weiß an dieser Stelle noch nicht, inwiefern Spieler vor den Toren der Stadt Freiwild sind oder einstellen können, ob sie PvP überhaupt zulassen wollen.
Fazit
Also bisher bin ich von dem Spiel noch nicht ganz überzeugt. Es wirkt noch wie eine Alpha und definitiv nicht wie ein fertiges Spiel. Die Map-Funktion stand mir als Linuxbenutzer nicht zur Verfügung. Wie schon erwähnt ist die Grafik leider eher ein wenig „alt“. Meiner Meinung nach wird Shroud of the Avatar sich leider nicht von anderen MMORPGs abheben, sondern im MMORPG Mainstream Sumpf versinken. Ich bin aber gerne bereit ihm noch einmal eine Chance zu geben. Mal sehen, ob ich hier zu mal ein Update schreibe. Wahrscheinlicher ist es, dass ich das Ultima 5 Remake – Lazarus weiter spiele oder noch einmal neu anfange. Ich werde berichten 🙂
2 Gedanken zu „Shroud of the Avatar: Forsaken Virtues – Ein erster Eindruck“