Vor unserer heutigen „Tagesaufgabe“ – Trek nach Paiya – besichtigten wir wie schon gestern vor dem Frühstück ein Kloster. Das Interessante an dem Kloster bei Kharikhola war, dass es komplett mit Hilfe von Spenden finanziert worden war. Zum Frühstück gibt es heute keine Schokoriegel-Ration, sondern ein Ananas-Pulver, welches wir mit unserem Wasser mischen können. Ich glaube, wir haben unsere Tüten bis zum Ende der Reise nicht angebrochen, da es eine recht große Packung ist.Der heutige Tag war der mit dem schlimmsten Muskelkater. Die Tage danach sollten besser werden. Unsere Sachen waren über Nacht noch nicht trocken geworden und noch klamm. Meine zweite Hose wollte ich noch nicht anziehen – es war immerhin erst der vierte richtige Tag in Nepal und erst der dritte Trekking-Tag überhaupt. Nach dem Frühstück verzögerte sich unser Start, weil eine Mitreisende Blut an ihrem Bein bemerkte. Nach einer kurzen Wundversorgung konnten wir allerdings weiter reisen. Wir vermuteten im Nachhinein, dass ein Egel die Ursache hierfür war. Deswegen beschlossen wir, mehr auf uns acht zu geben und öfter den Nebenmann bzw. die Nebenfrau nach Auffälligkeiten wie eben Egel zu scannen. Wir hatten fast alle unsere Hosenbeine hochgekrempelt, um genug Kühlung zu erhalten. Da war eine weitere Kontrolle sicher besser.
Heute morgen brannte die Sonne schon stark, so dass ich versuchte trotz Sonnencreme im Schatten zu laufen, wenn dies möglich war. Wir cremten uns auch öfter ein und die Guides machten mit uns öfter Pause als sonst. In einer dieser Pausen aßen wir eine Gurke, die uns die Guides besorgt hatten, wobei wir uns bemühten die Schale nicht mitzuessen. Eine inoffizielle Regel lautet: „Cook it, peel it, boil it or leave it!“ Passend zu diesem Spruch brachte bei einem späteren Stopp eine Mitreisende einer anderen bei, wie ein Apfel geschält wird.
Knoten-Knut entdeckt Nepal
Hier oben war die Landschaft und die Aussicht wie schon die Tage zuvor sehr schön. Bei einer Zwischenpause machte ich erstmals ein Foto mit Knoten-Knut, der auch gleich von meinen Mitreisenden ins Herz geschlossen wird. Sie „unterhielten“ sich später des Öfteren mit ihm, während er in der Rücktasche meines Rucksacks sich die Gegend ansah.
Der Himmel zog sich gegen Mittag zu, so dass die Sonnenbrandgefahr wieder geringer wurde. Mit Knoten-Knut wollte ich ein weiteres tolles Bild machen. Beim Posieren wurden wir von einer Eselkarawane überrascht, die für Esel eher untypisch sehr schnell hinter einer Biegung auf uns zu raste. So kam es zu einem sehr witzigen Outtake-Foto mit einem sehr erschrockenem Gesichtsausdruck von mir.Eine andere Trekkerin, die wir gestern auch in unserer Lodge gesehen hatten, wurde uns auf einer Trage entgegen getragen. Wie wir von unseren Guides erfuhren, hatte sie sich wohl das Bein gebrochen. Das sollte uns eine Warnung sein.
Der Kari La Pass
Der Kari La Pass war mit 2885 Metern unser heutiges Tageshoch. Die letzten paar Meter bin ich unserer Gruppe trotz Muskelkater vorraus. Ich habe richtig Energie. Dawa lässt nach unserer Ankunft ein Foto von mir und ihm machen. Ich frage später Man, ob es ok ist voraus zu gehen und dabei den meistens die Gruppe anführenden Dawa zu überholen. Man meinte, dass es ok wäre, ich aber auf meine Kraft achten solle.
Wie die Gefährten in Mordor
Wir sind kurz vor dem Pass wieder durch die Wolkendecke gestoßen. Da es dann wieder bergab ging und wir uns somit quasi in der Wolkendecke befinden, hatte die letzte heutige Etappe eine sehr interessante Stimmung. Aufgrund der daraus resultierenden Beleuchtung und Feuchtigkeit fühlten wir uns wie die Gefährten, die gerade durch Mordor reisen – wobei um korrekt zu sein, ja nur Frodo und Sam länger durch Mordor reisten.Seit dem Pass folgte uns auch ein Hund, von dem wir erst dachten, dass er zu einer anderen Gruppe gehört. Scheinbar war er herrenlos und suchte Anschluss. Die Hunde sind in Nepal übrigens ganz anders als in der westlichen Welt. Sie verhalten sich eher wie Katzen, liegen oft ruhig zusammengerollt vor Häusern in der Sonne und zeigen – von einigen Ausnahmen abgesehen – kein Revierverhalten. Muss eine andere Sozialisierung sein und wir fragten uns, ob das auch an den hier ansässigen Menschen liegt.
Heute sahen wir auch zum ersten mal ein Jokpe – eine Kreuzung aus Yak und Rind. Wobei ich ehrlich gesagt, es nicht von einem Yak hätte unterscheiden können. Aber sind eben auch verwandt. Weiter oben werden nur noch Yaks und Jokpes zum Transport von Waren verwendet, weil Eselkarawanen ab Namche Bazar verboten sind.
Paiya
Bei Einbruch der Dämmerung erreichen wir Paiya oder auch Painya, wie es beides auf unserem Tourplan steht, ist eine kleine Ortschaft auf 2730 Metern Höhe. Dass es für Orte verschiedene Schreibweisen gibt, kommt hier öfter vor. Auch Google hilft mir da nicht weiter. Das Problem, dass es unterschiedliche Angaben gibt, tritt übrigens auch bei den Höhenangaben auf.
Unsere heutige Unterkunft ist eine der spartanischsten. Der Hot Shower Service ist laut Aussage meiner Mitreisenden keine Dusche. Aber die Gastgeber sind wie die meisten Gastgeber sehr nett. Auch wird wieder gut aufgetischt. Es wird mit Gemüse aus dem eigenen Garten gekocht. Uns wurde „Local Brew“ angeboten. Da ich keinen Alkohol trinke, lehnte ich dankend ab. Ich bin erleichtert, dass es scheinbar nicht als unhöflich wahrgenommen wird. Vielleicht reichte auch die Erklärung, dass ich nie Alkohol trinke, aus. Diese Aussage sollte mich auch bei unserer Abschlusspartys mit unseren Portern und Guides retten. Der Bericht zu diesem kleinen Spoiler kommt später, wir haben ja noch einige Reisetage Zeit.