Heute ging es für uns weiter Richtung Heimat. Unser heutiges Ziel war Thadokoshi, wo wir schon auf dem Hinweg eine komfortable Unterkunft bekommen hatten.
Mein Zimmergenosse sagte heute beim Aufstehen: „Es ist schön morgens aufzuwachen und nicht seinen Atem zu sehen!“ Und ja, es war in dieser Höhe morgens eindeutig wärmer. Am Frühstückstisch begrüßte mich Man mit „Younger Philipp, handsome!“ – ich hatte mich gestern eindeutig erfolgreich rasiert.
Shoppen in Namche Bazar
In Namche Bazar ershoppten wir uns unsere ersten Andenken – auf dem Hinweg war es darum gegangen nicht mehr Gepäck zu haben, wenn natürlich auch alles hätte in den Taschen verstaut werden können, die unsere Porter trugen. Und so besorgte ich mir kleine Figuren – zwei Buddha und einen Ganesha – und zwei handgefertigte Masken. Dabei konnte ich ein wenig handeln. Das machte sogar Spaß und ich glaube, die Händler hatten trotzdem guten Gewinn. Wir merkten aber, dass unsere Guides einen leichten Zeitdruck hatten. Auch heute war eine lange Strecke zu laufen, auch wenn es abwärts ging.
Auf dem Weg nach kamen uns gefühlt mehr Touristen als auf dem Hinweg entgegen. Ja, es wurde so langsam Hochsaison. Wir erkannten auch diverse Stellen des Weges wieder. Auch zum zweiten Mal über die Hillary Bridge zu gehen war schön.
Wie auch gestern toppten die Träger noch einmal alles vorher Gesehene. Dieses Mal schleppten sie Sofas – also wer in dieser Höhe seine Mitmenschen nicht mag bestellt online Möbel anstatt sie selber zu bauen 😉
Julian
Kurz vor unserem Ziel erkannte ich Julian wieder, den ich auf unserem Hinweg in Thadokoshi schon getroffen hatte. Er war also noch immer hier unten. Nachdem wir im „Holiday Inn“ angekommen waren, schaffte ich es sogar ein paar mehr Worte mit ihm zu wechseln. Ich erfuhr, dass er aus der Nähe aus Straßburg kam. Die Zeit hier nutzte er nicht nur zur Aklimatisierung, sondern auch um ein wenig die Sprache zu lernen. Er sagte mir auch, dass hier auch nur im Oktober und November Saison wäre und die Einheimischen sich hier sonst der Landwirtschaft widmen würden.
Abschiedsfeier mit nepalesischem Alkohol
Als wir den Raum zum Abendessen betraten, erwartete uns eine Überraschung: Unsere Porter saßen auch im Raum und aßen zum ersten Mal mit uns. Uns wurde auch einheimischer Alkohol angeboten, den ich ablehnte, da ich keinen Alkohol trinke. Zum Glück, wie sich später herausstellte. Es wurde nämlich fleißig nachgegeschenkt. Es war „Millet“ – verdünnter Hirseschnaps. Die Hausherrin eine ältere Dame versuchte die anderen nach dem Essen immer wieder zum Trinken zu animieren. „Che-Che!“ sagte sie sich oft wederholend mit einer entsprechenden Handbewegung. Die Botschaft war unmissverständlich:“Los! Austrinken!“ Meine Reisegruppe stöhnte, als, nachdem der erste große Krug leer war, sofort ein zweiter und später ein dritter auftauchte. Ein Reisegruppenmitglied versuchte ein Nachschenken seines zu dreiviertel vollen Glases mit den Worten „It’s full!“ zu verhindern. Sein Glas wurde trotzdem befüllt. „Now it’s fuller!“ war die Antwort.
Nepalesische Musik
Irgendwann wurde auch nepalesische Musik angestellt. Dawa fing an zu tanzen und es gesellte sich einer der Porter hinzu bis schließlich auch der Hausherr und Julian, der in der Küche abgespült hatte, auf der Tanzfläche erschienen. Dann wurden wir aufgefordert zu tanzen. Und nein Widerstand war zecklos. Nepalesische Musik hört sich sehr gleich an – sicher würde es den Nepalesen umgekehrt mit unserer Musik auch so gehen – die Lieder waren gefühlt nur drei mal so lang. Wir wurden übrigens mindestens von drei Smartphones gefilmt. Auch hatten wir immer wieder das Gefühl, dass dieselben Lieder gespielt wurden.
Während den anderen immer wieder Millet nachgeschenkt wurde, wurde mir Mangosaft angeboten – es war auch an der Zeit. Tanzen schlaucht und bringt einen zum Schwitzen. So langsam wollte der Rest meiner Reisegruppe ins Bett und überlegte, wie sie aus der Nummer herauskommen könnten. Schließlich verabschiedeten sie sich einfach. Ich wollte nur kurz bleiben, um ihnen Rückendeckung zu geben. Als ich dann auch Anstalten machte, den Raum zu verlassen, meinte Suman: „One Song!“. Also blieb ich noch ein Lied. Danach überredete mich Arjun, der Chefträger: „Till Ten!“ Darauf lies ich mich ein, da es jetzt ca. 20 Minuten vor 22 Uhr war. Ich hatte den Eindruck, dass unser Guide Man mich mit der definitiv minderjährigen Wirtstochter verkuppeln wollte. Und so konnte ich das Ende des Abends nicht erwarten. Denn ich hatte schließlich andere Pläne für mich und kannte die nepalischen Bräuche nicht. Nicht, dass ich auf einmal aus Versehen etwas zustimmte, das ich nicht wollte.
Um 22 Uhr war die Musik plötzlich sofort aus und ich wollte allen eine gute Nacht wünschen, aber die Träger ließen mich gar nicht zu Wort kommen und entschuldigten sich mit einem „Sleeping Time! Don’t mind!“ Ich ging auf mein Zimmer, um kurz mit meinem Zimmergenossen noch etwas abzusprechen und stellte mich dann nach draußen, um noch in Ruhe Voicenachrichten abhören und verschicken zu können. Unser Guide Man taumelte draußen umher und musste erst von Dawa in die richtige Richtung gelotst werden. Als Man auf der Treppe stolperte und ich helfen wollte, gab mir der entgegen kommende Arjun mit einem Zeichen zu verstehen, dass ich nicht helfen sollte. Vielleicht ein Schutz, um die Ehre oder Hochachtung zu wahren. Also ging ich schnell wieder in mein Zimmer und legte mich schlafen.