Eine unheimliche Begegnung nachts in Wedel hatte ich als ich noch ein wenig Sport machte:
Jetzt da die Tage kürzer werden und es früher Nacht wird, brauchte ich eine alternative Trainingseinheit für meine längere Laufstrecke, da Laufen nachts im Dunkeln mir keinen Spaß macht. Und so kam es, dass ich mir in der fortgeschrittenen Dämmerung mein Springseil und meine Stoppuhr schnappte, um ersteres seit langer Zeit mal wieder zu nutzen. Als Ort wählte ich eine von Bäumen umsäumte Wiese in der Nähe meiner Wohnung in Wedel – ich wollte nicht von Leuten gestört werden. ich wollte keine Leute auf dem Fußweg oder der Straße stören.
Sport und Seilspringen in Wedel
Ich hatte den Timer meiner Stoppuhr auf eine Zeit, die ich vor ca. zehn Jahren problemlos durchspringen konnte, gestellt – wenn man von kleinen Hängern, die beim Seilspringen auf unebenem Gelände zustande kommen, einmal absieht. Auf der Mitte der Wiese, von der ich aus gut das Eingangstor beobachten konnte, fing ich an das Seil kreisen zu lassen. Ich merkte wie schon in den ersten Minuten mein Kreislauf in Gang kam und ich mir dachte: „Puh! Es ist wirklich lange her, dass du das gemacht hast.“ Nach ca. fünf Minuten wurde ich von einem Auto gestört, dass auf dieser Wiese geparkt wurde.
Wiederum drei Minuten später verließen zwei Personen mit Hund eines der Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor der Wiese. Der Hund kam bellend auf mich zu und ich dachte mir „Na, toll, jetzt fehlt nur noch ein:’Er will doch nur spielen!'“. Ich hörte wieder auf zu springen und redete beruhigend auf den Hund ein und er ging zu seinem Herrchen oder Frauchen zurück. Ich wunderte mich schon, wieso das Dreiergespann länger dazustehen schien, setzte mein Training aber weiter fort.
Schließlich machte sich eine Person mit dem Hund auf, aber die andere Person blieb zurück. Ging genau vor dem Tor auf und ab. Schaute ab und zu zu mir, um dann wieder länger auf die Straße zu blicken. Ich war schon ein wenig genervt, weil ich eigentlich in Ruhe meinem Sport nachgehen wollte, ich hatte ja extra mich für diesen abgeschiedenen Bereich entschieden. Bei einem Hängenbleiber schaute ich auf meine Stoppuhr – noch 13 Minuten und die Person stand schon seit mindestens fünf Minuten dort. Je länger die Person dort auf und ab ging, mich scheinbar musterte – ich konnte das auf die Entfernung im Dunkeln nicht so genau erkennen – wuchs in mir zuerst der Ärger, ich fühlte mich wie in einem Zoo, nur auf der falschen Seite der Gitterstäbe. Mir kam der Gedanke, die Person nach meinem Sport anzusprechen.
Mit dem Verinnen der Minuten merkte ich, wie langsam meine Kräfte nachließen. Bei Hängern war ich außer Atem und ich schaute auf meine Uhr, nur noch wenige Minuten. Als meine Uhr kurz vor Schluss anfing zu piepsen – die Person wartet jetzt schon fast zwanzig Minuten an dieser Stelle – bewegte die Person sich auf mich zu. Überquerte erst die Straßenseite, um dann langsam durch das Tor auf mich zu zukommen. Ich war froh, dass meine Augen sich schon ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Die Person war ein älterer, nicht untrainierter Mann um die Fünfzig.
Die Unheimliche Begegnung nachts in Wedel
Er begrüßte mich mit „Das sieht richtig anstrengend aus.“ und blieb ca. zwei Meter vor mir stehen. Ich nickte und sagte mit wenig Atem:“Ach geht, bin ja gleich fertig!“
Der Mann blieb stehen und musterte mich, während ich weiter sprang! Stille. Ein schlechtes Gefühl beklomm mich. Als meine Stoppuhr wieder piepste, um zu zeigen, dass ich noch eine Minute hätte, tat ich so, als wenn ich fertig wäre:“So! Das war es.“
Der Mann sah mich an und sprach:“Kann es sein, dass sie die Person sind, die ich hier treffen soll?“
„Nein, ich warte auf niemanden, ich mache nur meinen Sport.“ sagte ich freundlich zurück lächelnd, während ich das Seil zusammenlegte.
„Ich warte auf eine Begegnung.“ erwiderte er mit leiser Stimme und als ich nicht sofort antwortete – mir kam die Sache inzwischen ein wenig unheimlich vor – setzte er nach:“Manchmal kommt es vor, dass Menschen mich treffen wollen.“
Ich war wirklich froh, dass der Herr auf Abstand blieb, machte mich aber innerlich auf das Schlimmste gefasst: „Ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht auf Sie warte.“
Nach einer kurzen Pause erhob der Mann wieder seine Stimme: „Also es ist so: Ich habe einen Beruf, bei dem es öfter vorkommt, dass mich Leute nach Feierabend noch einmal treffen wollen…“
Mit diesen Worten hob er seine Weste hoch und ich konnte nur sehen, dass eine Kette oder etwas Ähnliches von seinem Gürtel in seine rechte Hosentasche führte. Ich war mir nicht sicher, ob das auf Geld oder eine Waffe hindeuten sollte.
„…sind Sie sicher, dass sie mich hier nicht treffen wollen?“
„Nein, wirklich nicht.“
Er schien sich ein wenig zu entspannen. Ich wartete einen kurzen Moment, in dem ich überlegte, mich vorzustellen, um die Situation zu entschärfen, entschied mich aber, meine Hände bei mir und den Sicherheitsabstand beizubehalten. Langsam ging ich in Richtung Ausgang, der Mann parallel mit gleichbleibendem Abstand ebenfalls. Im Licht der Straßenlaterne wirkte er weniger bedrohlich, wie ich für ihn sicher auch und ich erklärte ihm, dass ich jetzt im Dunkeln nicht mehr so gut meinem Laufsport nachkommen könne und ich dafür diese Alternative gewählt habe und dass dies nun zukünftig öfter vorkommen könne. Er fragte noch, was ich denn vorher für Sport gemacht habe und wählte als vage Antwort die harmlosere Variante. In dem Moment kam aus einem Haus ein weiterer Mann mit einem weiteren Hund – dieser Hund war ein wenig größer als der erste Hund und schwarz. Der Hundebesitzer schien den Mann zu kennen und sie begrüßten sich. Ich verabschiedete mich und sagte, dass es öfter vorkommen könne, dass ich nun dort Seil springe. Ja, ich habe mich wiederholt.
Vor meiner Wohnung traf ich meinen Nachbarn, der wie öfter am Abend gemütlich sein Küchenfenster geöffnet hatte und eine rauchte. Ich erzählte ihm von meiner Begegnung. Einen der beiden Männer kannte er und teilte mir mit, dass dieser bei einem Wachdienst arbeitet. Vielleicht sollte ich dort mal tagsüber hingehen und mich vorstellen – kann ich nur hoffen, dass der nicht denkt „Jetzt kommt der doch wieder.“ und sich verteidigt…
Einen anderen Ort zum Springseil springen, sollte ich mir dennoch suchen…